Wagner Group

Ein unerwartetes Geschenk

An einem Frühsommertag 2017 fuhr ein LKW bei WAGNER vor, dessen Inhalt explizit von der Geschäftsleitung entgegengenommen werden sollte. Aber niemand bei WAGNER erwartete eine spezielle Lieferung, schon gar nicht die Geschäftsleitung. Die große Frage also: Was ist da drin? 

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Mit großer Spannung wurde die Öffnung der Laderampe verfolgt. Unterschiedlich große Holzkisten kamen zum Vorschein, doch noch immer kein Hinweis auf deren Inhalt. Erst nach dem Aufstemmen mehrerer Kisten wurde es klar: Darin verpackt waren lauter kunstvoll geschnitzte Holzskulpturen chinesischer Art! 

Das Rätsel der Herkunft klärte sich in der Folge auf. Einige Monate zuvor war die WAGNER-Geschäftsleitung zu Besuch bei einem langjährigen Lieferanten in China. Bei der Besichtigung der Produktion hatte der Eigentümer auch voller Stolz einen gesonderten Bereich gezeigt, in dem Holzschnitzer arbeiteten. Diese hatten mit der eigentlichen Produktion des Unternehmens nichts zu tun, sondern waren ausschließlich damit beschäftigt, kunstvolle Holzskulpturen zu schnitzen und so die Jahrhunderte alte, von Mythen inspirierte chinesische Holzschnitzkunst fortzuführen. Geprägt von seiner spirituellen Beziehung zu Holz und Bäumen, betrachtete der chinesische Geschäftsmann diese Skulpturen, deren Holz aus seinem eigenen Wald stammte, als Glücksbringer. Dieses Glück wollte er auch in die Geschäftsbeziehungen mit WAGNER einbringen. 

Ein Zeichen langjähriger und guter Partnerschaft  

WAGNER ist mit seinen Niederlassungen weltweit vertreten und arbeitet mit vielen ausgezeichneten Lieferanten zusammen. Dabei hat jedes Land besondere Gepflogenheiten, die bei der Pflege der Geschäftsbeziehungen zu beachten sind. In China ist dies unter anderem die Idee des „Guanxi", die ein wichtiger Teil der Geschäftskultur ist. Dabei geht es darum, eine starke, auch persönliche Beziehung zu seinem Geschäftspartner aufzubauen, um Respekt auszudrücken, gegenseitiges Vertrauen zu bilden und die Bindung zu stärken. In früheren, rechtsunsicheren Zeiten war dies eine gesellschaftlich notwendige Grundlage, um Geschäfte sicher betreiben zu können. Um Guanxi aufzubauen, ist es wichtig, auch außerhalb der Geschäftsräume regelmäßig Zeit miteinander zu verbringen. 

Vor diesem Hintergrund des Guanxi hat der chinesische Geschäftsmann seinem europäischen Partner WAGNER die kunstvollen Holzschnitzskulpturen zum Geschenk gemacht. Sie entstammen der jahrhundertealten Dongyang-Schnitztradition, die in China als eine der besten Volks-Handwerkskünste und als nationaler Schatz angesehen wird. Charakteristisch für diese exquisite Schnitzkunst sind verschiedene Ebenen, ausgeprägte Reliefstrukturen und eine bildreiche Komposition, die dreidimensional angelegt, aber doch geordnet ist. Häufig werden Volkslegenden oder historische Begebenheiten ausdrucksvoll dargestellt, die eine im größeren Zusammenhang stehende Geschichte verdeutlichen. Eine Ausstellung der Holzskulpturen im Unternehmen in Markdorf vermittelte den Mitarbeitenden einen Eindruck.

Das Kunsthandwerk wurde nach Donyang, einer für ihre Schnitzkunst berühmten Stadt inmitten der Provinz Zhejian in der Nähe von Shanghai, benannt. Es war bereits zu einem gewissen Grad in der Tang Dynastie (618-907) entwickelt, florierte aber besonders während der letzten beiden feudalen Dynastien, den Ming (1368-1644) und den Qing (1644-1911). Heutzutage zählen sieben Hauptkategorien mit mehr als 3600 Variationen zur Dongyang-Schnitzkunst.